About

Klaus- Jürgen Bauer wurde 1963 in Wien geboren. Er lebt zur Zeit nach längeren Auslandsaufenthalten in Eisenstadt und Wien. Er ist Architekt, Architekturtheoretiker und Autor zahlreicher Schriften.

Sein Architekturstudium absolvierte er an der renommierten Hochschule für angewandte Kunst (Heute: Universität für angewandte Kunst) in Wien (Meisterklasse Holzbauer) und an der Bauhaus – Universität Weimar. Das Diplom erlangte er im Jahr 1993, danach war KJB Assistent an der Bauhaus – Universität Weimar. Im Jahr 1997 promovierte er sich an der Bauhaus-Universität Weimar mit einer vielbeachteten Arbeit über Randbereiche der Ästhetik zum Doktor der Ingenieurswissenschaften.

Seit 2001 ist KJB Dozent an der TU Wien (Institut für Architekturwissenschaften). Seit dem Jahr 1997 betreibt er ein eigenes Architekturbüro in Eisenstadt mit dem Schwerpunkt auf Wohnbau, Denkmalbereich und Interieurs. Mehr als hundert Projekte konnten seither durch das Büro realisiert werden. Ein Projekt wurde mit dem Burgenländischen Landesarchitekturpreis ausgezeichnet. Zwischen 2000 bis 2006 war KJB Vorsitzender des Architektur Raumburgenland. Heute ist er für diesen gemeinnützigen Verein als Kurator der Architekturgalerie contemporary in Eisenstadt tätig.

KJB kann auf eine umfassende Vortragstätigkeit verweisen. Er ist als Kurator, als Juror und in unterschiedlichen Gestaltungsbeiräten tätig. Seit dem Jahr 2010 ist er ständiger Fachbeirat BIG Art bei der Bundesimmobiliengesellschaft.

Seine umfassende Publikationstätigkeit umfasst mittlerweile zahlreiche, eigene Bücher aus den Bereichen Architektur, Kultur, Lebenshilfe und Literatur. KJB hat seit dem Jahr 1988 zusätzlich circa 150 weitere Texte aus diesen Themengebieten im In- und Ausland publiziert. Darüber hinaus gibt es eine Reihe unpublizierter Texte von KJB – auch Romane – die in den nächsten Jahren erscheinen sollen. Mehr über zum literarischen Schaffen finden Sie  unter Klaus-Jürgen Bauer Edition

     


Interview mit KJB 2015 – schonungslos ehrlich. Nehmen Sie sich die Zeit.

Fragen an KJB
Welche Kriterien sind für Sie wichtig, wenn Sie ein neues Projekt prüfen: Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Sie ein Projekt übernehmen?

KJB: Für uns – ich spreche immer in der Wir – Form, weil das der Teamarbeit in unserem Büro am besten entspricht – ist bei einem neuen Projekt immer der Auftraggeber entscheidend. Die wichtigste Frage ist daher immer die Gleiche: Was genau will der Auftraggeber? Um eine für alle Seiten befriedigende Dienstleistung zu erbringen, müssen wir das finale Entwurfsziel der Bauherrnschaft und damit die Art unserer zu erbringenden Dienstleistung verstehen. Das Erreichen der Ziele unserer Auftraggeber ist der einzige Grund, warum unser Büro überhaupt existiert. Jedes Projekt basiert natürlich auf einem vernünftigen Zeitplan und einem vernünftigen Budget. Aber an erster Stelle steht: Wir wollen mit netten Leuten zusammenarbeiten. Das ist uns bisher immer gelungen. Alle unsere Bauherren sind nette Menschen, und wir haben für jedes einzelne Projekt das Beste gegeben.

Frage an KJB
Wenn Sie einen neuen Entwurf erarbeiten: Arbeiten Sie dann mit alternativen Lösungsvorschlägen?

KJB: Nein, denn das wäre feige. Wir würden dann unsere Auftraggeber erst wieder mit einer Grundsatzentscheidung alleine lassen. Wir zeigen unseren Klienten am Anfang immer nur ein Konzept, nämlich das Stärkste. Wenn es zu einer weiterführenden Arbeit kommt, werden von dort ausgehend natürlich immer sämtliche Varianten auf Herz und Nieren geprüft.

Frage an KJB
Arbeiten sie alleine oder mit Kollegen zusammen?

KJB: Wir können im Büro prinzipiell sämtliche Aspekte der Planung selbst erledigen, es gibt jedoch natürlich kaum ein Projekt, wo wir nicht mit einem Pool von befreundeten Fachplanern wie Statikern, Haustechnikplanern, Landschaftsgestaltern oder auch mit Künstlern zusammenarbeiten.

Frage an KJB
Heute ist es für junge Architekten sehr schwierig, nach dem Ende ihres Studiums einen angemessenen Job zu finden. Wie waren die Anfänge ihrer eigenen Karriere?

KJB: Ich habe während meines ganzen Studiums immer auch in Architekturbüros gearbeitet. Das eine ohne das andere wäre mir seltsam vorgekommen. Ich habe daher länger studiert als vorgesehen, aber ich habe die praktische Arbeit immer als unverzichtbaren Teil meiner Ausbildung angesehen. Erst nach meiner mehrjährigen Assistententätigkeit an der Bauhaus – Universität in Weimar habe ich mit meiner freiberuflichen Tätigkeit als praktizierender Architekt begonnen, und zwar gleich mit ganz konkreten Auftraggebern und auf ganz realen Baustellen: Ein echter Sprung ins kalte Wasser. Diese Ochsentour hat sich allerdings als eine weitere, fantastische Lernsituation erwiesen. Alles, was ich über das Bauen weiß, habe ich letztlich auf diesen ersten Baustellen gelernt.

Frage an KJB
War Ihr Architekturbüro von Anfang an erfolgreich oder hat sich das Ganze eher langsam gesteigert?

KJB: Wir begannen damit, für hervorragende und anspruchsvolle Auftraggeber, zum Beispiel die Esterhazy Gruppe, in unmittelbarer Nähe unseres Büros gleichzeitig mehrere Projekte zu bearbeiten. Alle Aspekte meines späteren Berufslebens – Herausforderung, Tempo, Kostentreue, Innovation, Öffentlichkeit, Denkmalschutz etc. pp. – begleiteten mich von Anfang an. Ich hatte Glück mit meinen Bauherren und – wie ich hoffe – meine Bauherren mit mir.

Frage an KJB
Glauben Sie, dass die großen Büros und die sogenannten Stararchitekten in der kreativen Welt Einfluss verlieren oder gewinnen?

KJB: Es gibt Entwurfsaufgaben, bei denen große Teams unbedingt erforderlich sind. Die Welt wird komplizierter und komplexer. Dennoch glaube ich, dass die feineren Architekturprojekte eher von kleinen Teams entwickelt werden.

Frage an KJB
Wie viele Initiativen mussten Sie setzen, wie viel Zeit und Geld mussten Sie investieren, wie lange mussten Sie ohne Gewinn arbeiten, um ihr Büro am Anfang bekannt zu machen? Können Sie uns ein Beispiel für diese Anstrengungen nennen?

KJB: Natürlich. Diese Phase haben sicher alle Kollegen mehr oder weniger am Beginn ihrer Karrieren durchlaufen. Mein Interesse war, mich intensiv mit der Region, in der ich tätig bin, zu beschäftigen. Über diese Beschäftigung ist es dann im Lauf der Zeit zu einer Art Verfestigung gekommen, also zu einem fixierten Punkt der Wahrnehmbarkeit. Die Anstrengung allerdings, sich an so einem Punkt zu behaupten, die hört nie auf. Rem Kohlhaas hat einmal davon gesprochen, dass ein Architekt in einer sogenannten Apfelbaum – Situation sei. Das bedeutet, er sitzt unter einem Apfelbaum und wartet darauf, bis ihm ein reifer Apfel, sprich: ein Auftrag – auf den Kopf fällt. Man muss jedoch nicht die ganze Zeit sitzen, man kann in der Zwischenzeit auch andere Dinge tun.

Frage an KJB
Stichtwort Entdämmt Euch. Sie haben sich immer wieder kritisch über die aktuelle Energiesparbauweise geäußert. Was denken Sie über die sogenannte Energieberatungsbranche?

KJB: Ich bin skeptisch. Viele Berater sind leider interessensgebunden und weniger ergebnisorientiert, es gibt interessanter Weise hier auch viele Personen, die völlig branchenfremd sind. Es ist solchen Beratern offensichtlich egal, ob die Ratschläge, die sie geben, richtig oder falsch sind. Das widerspricht meiner Einstellung zutiefst.

Frage an KJB
Wer glauben Sie, wird die Architekturszene der Zukunft dominieren, kleine Ateliers oder große Unternehmen? Können sie nebeneinander bestehen?

KJB: Beide Bereiche werden weiterhin zu tun haben. Im Falle von großen Branding-Projekten wird es in Zukunft wahrscheinlich sogar eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den beiden Welten geben müssen. Die strategische Arbeit könnte von den großen Studios und die Design-Arbeiten von den kleinen Büros gemacht werden. Die Umsetzung erfolgt dann wieder durch die Großen. Diese Arbeitsteilung könnte sich für Auftraggeber und Architekturbüros als vorteilhaft erweisen, da alle davon profitieren könnten. In unserem Bereich haben wir diese Arbeitsteilung durch die strikte Trennung von Planung, Ausschreibung und örtlicher Bauaufsicht bereits weitgehend verinnerlicht.

Frage an KJB
Sind Sie auch der Meinung, dass ein Architekturbüro, wenn es an Größe gewinnt, langweiliger und weniger inspirierend wird?

KJB: Manche Kollegen, die große Büros leiten, sind manchmal in der Lage, dies zu vermeiden. Es gibt jedoch kaum eine große Architektur-Firma, die ich vorbehaltslos gut finde. Das Problem dabei ist Folgendes: Sehr große Auftraggeber wollen mit großen Architekturbüros zusammenarbeiten. Das vermittelt ihnen ein Höchstmaß an Sicherheit. Kleinere Büros, wie meines, kommen daher an solche Bauaufgaben gar nicht erst heran. Dies führt zur traurigen Tatsache, dass viele talentierte Architekten kleinere Projekte im kulturellen oder im privaten Bereich bearbeiten, während die Bauaufgaben, die wirklich Einfluss auf das Aussehen unserer Welt haben, fast nur von gigantischen Branding-und Marketing-Argenturen für multinationale Unternehmen ausgeführt werden. Ich habe daher höchsten Respekt vor denjenigen Kollegen, die es unter diesen Umständen schaffen, ein großes Projekt in guter Qualität durchzuziehen. Das ist mit Abstand die härteste Aufgabe, die es gibt und sie funktioniert leider fast ausschließlich durch Selbstausbeutung.

Frage an KJB
Wie wichtig sind Auszeichnungen und Preise für Sie?

KJB: Ich erinnere mich gut an den Augenblick, als ich den burgenländischen Architekturpreis zugesprochen bekommen habe. Es hat natürlich Freude ausgelöst, aber ich habe mich in diesem Augenblick nicht für mich, sondern für meinen Auftraggeber gefreut, in diesem Fall war das die Esterhazy Gruppe.

Frage an KJB
Hat sich Ihre Arbeit im Lauf der Jahre weiterentwickelt?

KJB: Ich eröffnete im Jahre 1998 mein Architekturbüro, um für Menschen zu bauen, die einen ähnlichen Blick auf die Welt haben wie ich. Wie bei allen anderen guten Dingen in meinem Leben haben sich Menschen und Umstände im Lauf der Zeiten verändert. Ich mag Veränderungen. Sie bringen uns weiter. Was sich nicht verändert hat, ist meine Lust am Entwurf, mein Wunsch, gemeinsam mit meinem tollen Team die beste Lösung für ein bestimmtes Grundstück, für einen bestimmten Auftraggeber, für ein bestimmtes Budget etc. zu finden. Die Aufgaben haben sich vielleicht verändert, nicht aber die Liebe und die Leidenschaft für die unerschöpfliche Welt der Architektur.

Frage an KJB
Auftraggeber, die zu Klaus- Jürgen Bauer Architekten gehen, wollen Innovation, Tradition und Design. Was waren für Sie die schwierigsten Projekte?

KJB: Jedes Projekt, das neu beginnt, ist für mich gleich aufregend und herausfordernd. Im Moment arbeiten wir an unserem ersten Videoprojekt. Das ist eine unglaubliche Herausforderung für mich. Die Menge der Dinge, die ich über das Filmemachen nicht weiß, ist atemberaubend

Frage an KJB
Was sind die Dinge, die Sie nicht mehr tun wollen?

KJB: Wir haben im Lauf der Jahre gelernt, dass unsere stärkste Leidenschaft im Entwurf und in der Forschung, der Lehre und beim Schreiben liegt. Wir haben uns daher konsequent von allen anderen Bereichen wie Ausschreibungen und örtlicher Bauaufsicht verabschiedet. Wir wollen unseren Klienten nicht zumuten, dass sie sich mit zweitbesten Leistungen zufrieden geben müssen.

Frage an KJB
Ist es möglich, beides zu haben: Geld zu verdienen und gute Arbeit zu machen?

KJB: Ich erinnere mich an einen Satz von Marcello Minale, der etwa so lautet:
„Design ist etwas, das man aus Liebe tut. Wenn man in erster Linie einem guten Entwurf verpflichtet ist, dann wird Geld immer eine Art Nebenprodukt sein. Gutes Design ist jedoch etwas, wofür die Menschen zu zahlen bereit sind. Der finanzielle Aspekt ist für den Designer daher ein Bonus, ein Geschenk. “

Dem stimme ich zu.

Frage an KJB
Welchen finanziellen Rat würden Sie einem jungen Architekten, der gerade mit der Führung eines Unternehmens beginnt, geben?

KJB: Führe eine Zeiterfassung ein. Verwende Checklisten. Bleibe klein. Nimm mehr Geld ein, als Du ausgibst. Suche Dir einen guten Steuerberater. Arbeite hart unter der Woche, aber arbeite nicht an Wochenenden und am Abend: Diese Zeiten gehören der Familie. Außerdem würde ich ihm den genialen Merksatz des deutschen Autors Dietrich Krämer weitergeben, der, als ich damals begonnen habe, zu meinem Mantra wurde und es bis heute blieb.

„Geschäfte macht man nur mit Menschen.
Geschäfte macht man nur auf Dauer.
Qualität entscheidet alles.“

Frage an KJB
Glauben Sie, dass sich Architekten zu viel oder zu wenig um Geld kümmern?

KJB: Ich denke, dass junge Architekten dazu neigen, zu wenig über Geld nachzudenken. Wenn man das aber nicht macht, ist sehr bald die finanzielle Gesundheit des Unternehmens bedroht. Diese Probleme werden sich störend auf die Arbeit auswirken. Ob man es möchte oder nicht: Es liegt im Wesen des Architektenberufs, sich um finanzielle Angelegenheiten zu kümmern. Mit jedem Entwurf wird man auch treuhänderisch mit dem Vermögen seiner Klienten konfrontiert. Es ist fahrlässig, auch auf diesem Gebiet nicht das Beste zu tun. Ignoranz in finanziellen Dingen ist eines Architekten nicht würdig.

Frage an KJB
Sie unterrichten seit langem Architektur an der TU Wien. Welchen Rat geben Sie Ihren Architekturstudenten?

KJB: Ich lege Ihnen nahe, immer nur das zu tun, was sie lieben, was ihre Leidenschaft beflügelt. Nur mit Liebe und Leidenschaft werden die Dinge gut. Außerdem empfehle ich den Studierenden, sich viel stärker mit Geschichte – genauer mit der Geschichte der Disziplin Architektur – zu beschäftigen. Alles liegt in der Geschichte begründet. Erst durch Geschichte und durch Geschichten erlangt die Architektur ihre narrative Qualität.

Frage an KJB
Wie würden Sie Erfolg in Bezug auf einen Architekten definieren?

KJB: Architektur ist das, was bleibt. Architektur ist eine langsame Disziplin. Es braucht lange, um sie zu realisieren. Wenn ein Bauwerk fertig ist, existiert es vielleicht für eine lange Zeit, möglicherweise hunderte von Jahren. Der Erfolg des Architekten ist daher nicht von dieser Welt. Andrea Palladio wusste auch nicht, dass er fünfhundert Jahre nach seinem Tod zu einem unsterblichen Stern geworden ist. Ob Stern oder Sternschnuppe: Diese Geschichte schreiben nicht wir selbst.